In der Welt der unternehmerischen Nachhaltigkeit werden ESG-Rahmenwerke immer wichtiger, um mit neuen regulatorischen Herausforderungen wie per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) umgehen zu können. Um tiefer in diese Thematik einzusteigen, haben wir mit Jonathan Harris, ESG-Verantwortlicher bei Corsair, und Cally Edgren, Vize-Präsidentin für Nachhaltigkeit bei Assent ein Interview geführt. Sie haben uns persönliche Einblicke gewährt, wie ein ESG-Programm Unternehmen helfen kann, sich auf PFAS-Vorgaben vorzubereiten und was das für die Unternehmensverantwortung bedeutet.
Wie unterstützt ein ESG-Programm Unternehmen dabei, Herausforderungen wie PFAS proaktiv anzugehen?
Jonathan Harris: Ein proaktiver Ansatz zeigt den Aufsichtsbehörden, wie zum Beispiel der U.S. EPA (Environmental Protection Agency), dass Ihr Unternehmen wirklich hinter dem steht, was es tut. Es geht nicht nur um Compliance, sondern auch darum, zu zeigen, dass man transparent arbeitet und seine Verantwortung ernst nimmt. Das kann hilfreich sein, wenn man im weiteren Verlauf auf Nachsicht oder Geduld seitens der Behörden angewiesen ist.
Es geht aber nicht nur um Behörden. Es gibt vier Zielgruppen, auf die es ankommt: Ihre Kunden, Ihre Investoren, Ihre Unternehmensführung und Ihre Mitarbeitenden. Kunden wollen sich sicher sein, dass sie von einem Unternehmen kaufen, das verantwortlich handelt. Diese Verantwortlichkeit wird in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr zum Teil der „Produktqualität“. Investoren achten darauf, ob Unternehmen ethische Entscheidungen treffen und auf eine positive öffentliche Wahrnehmung. Die Unternehmensführung überwacht die Fortschritte im Bereich ESG und die entsprechenden Ausgaben und achtet auf eine positive Kapitalrendite. Mitarbeitende wollen für ein Unternehmen arbeiten, das mit Blick auf die Umwelt die richtigen Entscheidungen trifft und nicht am falschen Ende spart. Alle diese Stakeholder können von einem belastbaren Nachhaltigkeits- und ESG-Programm profitieren.
Viele Unternehmen bezeichnen sich in ihren Berichten zur Unternehmensnachhaltigkeit als „nachhaltig“. Was hat das mit PFAS und möglichen rechtlichen Herausforderungen zu tun?
Cally Edgren: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Unternehmen, die sich als „nachhaltig“, „umweltfreundlich“ oder „grün“ bezeichnen, können rechtlich in unruhiges Fahrwasser geraten, falls Verbraucher oder NGOs PFAS in deren Produkten entdecken. Es kommt hier zu immer mehr Gerichtsprozessen und Anklagen wegen „Greenwashing“, da PFAS zu den persistenten synthetischen Chemikalien zählen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Nachhaltigkeitsaussagen auf konkreten Taten und Produktanalysen beruhen, um diese Fallstricke zu vermeiden.
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Warum sollten PFAS Bestandteil von ESG-Programmen sein?
Jonathan Harris: Wir befinden uns aktuell beim Thema PFAS in einer Forschungsphase, was wirklich wichtig ist. Nicht alle PFAS sind schädlich. Um PFAS zu regulieren, versucht man insbesondere in den USA herauszufinden, welche Chemikalien auf der EPA-Liste schädlich sein könnten, welche Grenzwerte es gibt und welche Stoffe inert sind. Für Hersteller ist ein ESG-Programm wichtig, da es absolut essentiell ist, zu wissen, was man vermarktet und in die Umwelt einbringt. Die Auswirkungen dieser Stoffe zu verstehen, ist Teil verantwortlichen unternehmerischen Handelns. Wie auch Corsair achtet jedes Unternehmen, das umweltverantwortlich handelt, heutzutage auf dieses Thema. Wir wollen so viel wie möglich und so frühzeitig wie möglich wissen, welche Produkte in unseren Materialien stecken und möglicherweise in den menschlichen Körper gelangen könnten. Das alte Sprichwort „Kenne dein Produkt besser als alle anderen“ war noch nie so wahr wie heute.
Wo steht PFAS-Kontamination im Bezug zu breiter gefassten ESG-Rahmenwerken, insbesondere mit Blick auf industrielle Prozesse und Auswirkungen auf die Bevölkerung?
Cally Edgren: PFAS-Kontamination steht oft in Verbindung mit industriellen Aktivitäten. Betroffen ist vor allem die Bevölkerung in unmittelbarer Nähe der Betriebe. Es geht nicht nur darum, ob unsere Produkte PFAS enthalten, es geht auch darum, wo und wie wir diese Produkte herstellen. Unternehmen haben die Pflicht, ihre Produktions- und Entsorgungsprozesse sauber und sicher zu gestalten, um die Bevölkerung an den Produktionsstandorten zu schützen. Regulatorische Vorgaben wie die Drinking Water Regulation und CERCLA (Superfund) konzentrieren sich auf die Dekontamination, was deutlich macht, wie wichtig es ist, umweltverantwortlich zu agieren.
Können Sie erklären, in welchem Zusammenhang in ESG-Rahmenwerken die Sicherheit der Arbeitnehmer und PFAS stehen?
Cally Edgren: Die Sicherheit von Arbeitern ist essentieller Bestandteil des „S“ in ESG. Viele Produktionsprozesse und Materialien enthalten PFAS, wodurch es sein kann, dass Arbeiter diesen giftigen Stoffen ausgesetzt werden. Ein Beispiel: PFAS werden zum Teil beim Verchromen eingesetzt, um vor anderen gefährlichen Chemikalien zu schützen. Dadurch werden die Arbeiter tagtäglich unabsichtlich PFAS ausgesetzt. Sogar die persönliche Schutzausrüstung, welche die Mitarbeiter zu ihrer Sicherheit tragen, kann PFAS enthalten. Die langfristigen Folgen dieser Exposition sind noch unbekannt. Es gibt aber bereits erste Klagen vor Gericht von Feuerwehrgewerkschaften, da die Feuerwehrleute durch ihre Schutzausrüstung und Feuerlöschschäume einer sehr starken PFAS-Exposition ausgesetzt waren. Es sollte die oberste Priorität jedes verantwortlichen Unternehmens sein, Arbeitssicherheit zu gewährleisten, indem die Exposition gegenüber schädlichen Chemikalien auf ein Minimum reduziert wird.
Proaktive Lösungen für die Herausforderungen von PFAS und ESG
Berichterstattung zu Umweltauswirkungen, Arbeitssicherheit und regulatorische Compliance können eine überwältigende Herausforderung darstellen. Genau hier setzt ein solides ESG-Rahmenwerk an und schafft einen strategischen Vorteil für Sie. Es hilft Ihnen langfristig transparent, verantwortlich und nachhaltig zu bleiben.
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