Die EU ist seit langem Vorreiter bei Standards für unternehmerische Nachhaltigkeit. Die neue Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CS3D) ist da keine Ausnahme. Diese neue Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, ihre negativen Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt in der EU und weltweit zu reduzieren.

Im Dezember 2023 haben sich die EU-Gesetzgeber informell auf CS3D geeinigt. CS3D muss noch vom Rechtsausschuss, vom Europäischen Parlament und der EU-Kommission formell verabschiedet werden. Alle diese Beteiligten haben aber erkennen lassen, die Richtlinie einführen zu wollen, was bedeutet, dass betroffene Unternehmen jetzt einen Plan für ihre Sorgfaltspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit in der Lieferkette erstellen sollten.

Was ist die CS3D?

Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen im Geltungsbereich zur Identifikation, Analyse, Prävention und Minimierung negativer Auswirkungen ihres Handelns im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) sowie zu Abhilfemaßnahmen.

Unternehmen müssen Prozesse zu ihren Sorgfaltspflichten in ihre Unternehmensrichtlinien und Risikomanagementsysteme einfließen lassen, sie müssen ihren Ansatz und die eingesetzten Methoden darlegen ebenso wie einen Verhaltenskodex. Dazu müssen die Sorgfaltspflichten auf die Lieferketten und die Aktivitäten der Zulieferer angewendet werden, um so sicherzustellen, dass deren Handeln nicht indirekt zu Umweltschäden oder Menschenrechtsverletzungen wie Zwangsarbeit führt.

Fehlende Compliance mit der CS3D kann dazu führen, dass die zuständigen nationalen Aufsichtsbehörden Strafen verhängen. Strafzahlungen in Höhe von bis zu 5 % des weltweiten Umsatzes des Unternehmens sind möglich. Außerdem kann es auch dazu kommen, dass Unternehmen mit mangelnder Compliance öffentlich an den Pranger gestellt werden. Zudem haben betroffene Einzelpersonen und Organisationen das Recht, Unternehmen auf Schadenersatz zu verklagen, deren Handeln negative Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt hat.

Wer ist von der CS3D betroffen?

Die Richtlinie betrifft Unternehmen in der EU, die mehr als 500 Mitarbeitende und einen weltweiten Umsatz von mindestens 150 Millionen Euro haben. Außerdem sind Unternehmen in der EU betroffen, die mehr als 250 Mitarbeitende haben und einen Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro, vorausgesetzt mindestens 20 Millionen Euro werden in einem Hochrisikosektor generiert, etwa in den Bereichen Textilien, Bekleidung, Schuhe, Landwirtschaft, Abbau von Mineralien und Baugewerbe.

Allerdings müssen auch Unternehmen außerhalb der EU aufpassen. Unternehmen außerhalb der EU, die mehr als 300 Millionen Euro Umsatz innerhalb der EU erzielen, sind ebenfalls betroffen. Diese Unternehmen haben nach Inkrafttreten der Richtlinie drei Jahre Zeit um Compliance zu erreichen. Nicht-EU-Unternehmen haben damit zwar mehr Zeit, um sich vorzubereiten, dabei ist aber zu beachten, dass es länger als erwartet dauern kann, bis ein Sorgfaltspflichtenprogramm zur Nachhaltigkeit in der Lieferkette eingerichtet ist. Viele EU-Unternehmen haben bereits bestehende Sorgfaltspflichtenprozesse, die an aktuellen Rahmenwerken zur Unternehmensnachhaltigkeit ausgerichtet sind, etwa an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die am 5. Januar 2023 in Kraft getreten ist.

Proaktive CS3D-Compliance: Anleitung Schritt für Schritt

Um den genauen Umfang der Compliance-Verpflichtungen zu kennen, sollten sich Unternehmen die finale Version der CS3D ansehen, wenn diese formell veröffentlich wird. Nur so kann eine vollständige Compliance mit der Richtlinie sichergestellt werden. Um Compliance effektiv und zeitgerecht zu erreichen, empfiehlt Assent jetzt schon, diese Prozesse im Nachhaltigkeitsmanagement in der Lieferkette einzuführen:

1. Zulieferer im Hinblick auf ihre ESG-Auswirkungen einbinden

Unternehmen sollten damit beginnen, Daten zu ESG-Auswirkungen von ihren Zulieferern zu erheben. Das beinhaltet eine Abfrage zu Arbeitsweisen und ökologischem Fußabdruck (z.B. CO2-Ausstoß oder Entwaldung) und Sorgfaltspflichten hinsichtlich Schmelzen und des Abbaus von Mineralien. Um die Datenerhebung zu automatisieren und die Antworten der Zulieferer zu validieren, benötigen Hersteller eine Lösung für das Nachhaltigkeitsmanagement in der Lieferkette.

2. Sorgfaltspflichten im Hinblick auf Zulieferer verstärken

In vielen Fällen verstecken sich die schlimmsten ESG-Risiken in der Lieferkette. Diese sind alleine durch Selbstauskünfte der Zulieferer häufig nicht erkennbar. Hersteller, vor allem solche, die in den durch die CS3D identifizierten Hochrisikosektoren tätig sind, sollten zu einem verstärkten Zulieferer-Screening übergehen, um negative Berichte über diese in den Medien zu finden oder Geschäftsbeziehungen zu gesperrten oder sanktionierten Unternehmen zu erkennen.

3. Zielgrößen für ESG-Risiken von Zulieferern festlegen und Maßnahmen zur Risikominimierung dokumentieren

Die CS3D erfordert eine Dokumentation der Sorgfaltspflichten zu Nachhaltigkeitsrisiken und der Maßnahmen zur Risikominimierung. Es empfiehlt sich für Hersteller hier die Einrichtung von Zielgrößen bezüglich der ESG-Performance der Zulieferer und eine anschließende Überwachung der Fortschritte in Richtung dieser Ziele.

Die ESG-Lösung von Assent bietet ein Scoring der Zuliefererrisiken und automatische Vorschläge zur Verbesserung dieser Scores. Außerdem sollten Unternehmen ihre Zulieferer zu ESG-Themen schulen und vereinbarte Verhaltenskodizes aktualisieren, sodass diese auch Verpflichtungen zur Nachhaltigkeit enthalten.

Diese drei Schritte bilden die Grundlage für die Einhaltung von Sorgfaltspflichten im Bezug auf Nachhaltigkeit in der Lieferkette und für deren Dokumentation. So können sich Unternehmen auf die umfassenden Anforderungen im Rahmen der CS3D vorbereiten. Assent empfiehlt Unternehmen die Einrichtung eines ESG-Programms für ihre Lieferkette, bevor die finale Version der CS3D verabschiedet wird, um sich vor einem harten Umbruch ihrer Betriebsabläufe und Compliance-Programme zu schützen.

Teil einer ganzheitlichen ESG-Strategie

Die EU hat sich ein gewaltiges regulatorisches Projekt vorgenommen, um wichtige Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dazu zählt etwa die Klimaneutralität bis 2050 im Rahmen des European Green Deal. Die CS3D ist ein wesentlicher Teil des regulatorischen Rahmenwerks, das auf diese Ziele hinarbeitet. Hersteller sollten die CS3D nicht als isolierte rechtliche Vorgabe sehen, sondern als Teil einer breiter gefassten ESG-Strategie.

Ein Beispiel: Die CSRD ist eine ganz ähnliche regulatorische Vorgabe, die zu ESG-Veröffentlichungen verpflichtet und dabei auf Transparenz und Überprüfbarkeit setzt. Die CS3D konzentriert sich auf die Minimierung von ESG-Risiken in der Lieferkette, die CSRD bezieht sich auf die ESG-Berichterstattung und stellt ein verpflichtendes Berichtsrahmenwerk bereit, was sich an den KPIs des European Sustainability Reporting Standard (ESRS) ausrichtet. Zudem wird auch die Prüfung der Berichte durch unabhängige Dritte vorgeschrieben. Lesen Sie mehr über Auswirkungen und Umfang der CSRD auf dem Blog von Assent.

Hersteller im Geltungsbereich dieser Richtlinie sollten ein Programm für Sorgfaltspflichten in den Lieferketten implementieren, das negative ESG-Auswirkungen anhand von Zuliefererdaten identifiziert.

Auf dem aktuellsten Stand zu CS3D und neuen ESG-Verpflichtungen

CS3D ist eine wichtige Entwicklung, um Unternehmen für ihre Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt zur Verantwortung zu ziehen. Sie verpflichtet Hersteller zu verantwortungsvollem Handeln, zum Schutz vulnerabler Bevölkerungsgruppen und zu einem Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft. Hersteller, vor allem solche in Hochrisikosektoren, sollten sich mit der CS3D bekannt machen und proaktiv Maßnahmen ergreifen, um Compliance sicherzustellen.

Durch die Implementierung robuster Maßnahmen zur Einhaltung der Sorgfaltspflichten, die Einbindung von Stakeholdern und einer regelmäßigen Überwachung der Auswirkungen auf Menschenrechte und Umwelt sind Hersteller besser auf die CS3D und ähnliche ESG-Vorgaben in der EU und Nordamerika vorbereitet. Sie profitieren auch von einer nachhaltigeren und resilienteren Lieferkette, was ihr Unternehmen vor Störungen schützt, die Marktzugang und Aktienwert aufs Spiel setzen könnten.

Erfahren Sie, wie die Lösung von Assent für das ESG-Management in der Lieferkette Hersteller dabei unterstützt, über „Nachhaltigkeit nach Vorschrift“ hinauszugehen und tiefgreifendere Resilienz zu erreichen.

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Jamie Wallisch
Expertin für Recht und Nachhaltigkeit, ESG und nachhaltiges Sourcing

Jamie unterstützt die Kunden von Assent bei der proaktiven Analyse ihrer Lieferkette, um Probleme mit der Nachhaltigkeit aufzuspüren. Sie führt erweiterte Zulieferer-Screenings durch, auf deren Basis  Mehr lesen